Das Verbot der geplanten Hütte der RosaLila PantherInnen beim Aufsteirern trifft viele in Graz und darüber hinaus tief. Für eine Plattform wie zentrum-genderwissen.de, die sich mit Sichtbarkeit, Gleichstellung und kultureller Teilhabe beschäftigt, ist diese Entscheidung mehr als eine lokale Nachricht: Sie ist ein Verlust für die gelebte Vielfalt in der steirischen Volkskultur.
Warum die Absage weh tut
Die RosaLila PantherInnen hatten für die Hütte genau das angekündigt, was das Aufsteirern in Graz ausmacht: traditionelle Tracht (Dirndl und Lederhose), steirische Schmankerl wie Bratlfettnbrot und Lebkuchenherzen, Getränke und eine unpolitische, festliche Integration in das bestehende Programm. Ziel war es nicht, zu provozieren, sondern Zugehörigkeit zu zeigen: queere Menschen als selbstverständlicher Bestandteil regionaler Brauchtumskultur.
Die Nachricht, dass das Land Steiermark – als größter Fördergeber – diesem Auftritt einen Riegel vorgeschoben hat, wirkt deshalb wie eine Absage an diese Botschaft. Die Begründung, der „volkskulturelle Mehrwert“ sei nicht erkennbar und das Aufsteirern solle „entpolitisiert“ bleiben, lässt viele Fragen offen: Wer definiert Kultur und Tradition? Und auf welcher Grundlage wird entschieden, wer dazugehört?
Was das für Sichtbarkeit und Teilhabe bedeutet
Für das zentrum-genderwissen.de ist klar: Sichtbarkeit ist kein Luxus, sondern ein Bestandteil gesellschaftlicher Teilhabe. Die RosaLila PantherInnen sind seit 1991 in der Steiermark aktiv und bringen seit Jahrzehnten queere Lebensrealitäten in die Öffentlichkeit. Ihre Hütte wäre ein Symbol gewesen — nicht einer politischen Provokation, sondern eines inklusiven Brauchtumsverständnisses.
Die Absage sendet das Gegenteil: Sie suggeriert, queere Menschen gehörten nicht selbstverständlich zur Volkskultur. Das schadet nicht nur der Community, sondern auch dem öffentlichen Bild von Vielfalt als Teil des steirischen Selbstverständnisses.
Politische und gesellschaftliche Reaktionen
Die Entscheidung zog scharfe Kritik nach sich: Die Grazer Stadtkoalition (KPÖ, Grüne, SPÖ) nannte sie „ausgrenzend“, die KPÖ sprach von Machtmissbrauch. Auch einzelne ÖVP-Jugendorganisationen positionierten sich überraschend solidarisch mit den RosaLila PantherInnen. Die Kontroverse zeigt: Es herrscht kein gesellschaftlicher Konsens darüber, wie Volkskultur heute ausgestaltet sein soll — und welche Rolle Fördergeber dabei spielen dürfen.
Ein Verlust für den Dialog
Gerade bei einem Fest, das Netzwerke zwischen Stadt und Land fördern will, wäre die Hütte ein niedrigschwelliger Ort für Begegnung gewesen: Menschen, die einander bisher vielleicht nicht begegnen, hätten beim gemeinsamen Essen, Trinken und Plaudern erfahren, dass Kultur bunt ist. Statt dessen bleibt ein Eindruck von Ausgrenzung — und eine verpasste Möglichkeit, Vorurteile abzubauen.
Die Absage der RosaLila-PantherInnen-Hütte beim Aufsteirern ist für viele, die sich für Gendergerechtigkeit und inklusive Kultur einsetzen, ein trauriges Signal. Sie verdeutlicht, dass Sichtbarkeit und Teilhabe weiterhin erkämpft werden müssen — auch und gerade bei traditionellen Festen. Für ein offenes, demokratisches Miteinander wäre es notwendig, Förderentscheidungen transparenter zu machen und Kulturräume zu ermöglichen, die Vielfalt nicht nur dulden, sondern sichtbar feiern.